Über uns

Hunde haben mich seit meiner Geburt begleitet. „Mein“ erster Hund war ein schwarzer Chow-Chow namens Lalo, den mein Onkel in einem ganz erbärmlichenLalo Zustand auf einem Markt in Südfrankreich von seinem Besitzer losgekauft hatte. Er brachte ihn in die Schweiz, wo meine Mutter sich seiner annahm und ihn gesund pflegte. Lalo betätigte sich auch erfolgreich als Ehestifter – er suchte sich meinen Vater als Adoptivpapa aus;-). Und während meines ersten Lebensjahres war Lalo mein Beschützer und Spielkamerad – unvergessen, wie er mir meinen rot-weissen Pünktliball zurückbrachte… Lalo war eher untypisch für seine Rasse, wohl auch, weil er während seiner Jugend sehr viel Schreckliches erlebt haben musste und lange krank gewesen war. Er war ein wunderbarer Begleiter für die ganze Familie und nach seinem Tod wurde beschlossen, dass man erneut einen solchen Chow-Chow haben wollte…

So kam Arco ins Haus. Wiederum ein schwarzer Chow; diesmal aus einer deutschen Zucht. Arco war ein „typischer“ Chow-Chow; er schloss sich eng an meine Mutter an Arcound fand mich nicht wirklich toll. Wohingegen ich ihn äusserst spannend fand und es brauchte seine Zeit, bis ich merkte, dass es zwischen ihm und seinem Vorgänger Lalo so einige Unterschiede gab. Insbesondere, was seine Individualdistanz betraf. Meine Versuche, diese langsam aber stetig zu verringern, schlugen nämlich allesamt fehl, wohl auch, weil ich mir die Essenszeiten dafür aussuchte – schon komisch, dass ich meine Spielsachen regelmässig in der Nähe des Fressnapfs verloren habe;-) – nun, meine Eltern durchschauten die Strategie und fanden es nur gerecht, dass ich danach unter den Tetanusspritzen ganz jämmerlich leiden musste. Ich habe ihn trotzdem geliebt – halt eben auf Distanz. Leider ist er recht früh, mit sieben Jahren, an Krebs gestorben…

Dann kam Pius Vonundzu, genannt Dodo, in unsere Familie. Ein Berner Sennenhund zu Beginn noch klein (ein Baby) und später ein wahrer „Fetzen“ von Hund; mächtigDodo und prächtig und vor allem schrecklich lieb zu allem und jedem. Er wurde zu meinem engen Begleiter; er war Leseecke, Kopfkissen, Spiel- und Schmusepartner, Schulbegleiter, Tröster in traurigen Situationen und, und, und… Er verstand alles; jedes Zwinkern, jede Kopfbewegung, ja sogar meine Gedanken konnte er lesen. Als er mit acht Jahren starb, markierte dies auch das definitive Ende meiner Kindheit. Ab da war ich entschlossen, Tierärztin zu werden, aber es kam anders. Infolge Unfähigkeit auch nur schon einen Regenwurm zu sezieren – der Sinn und Zweck einer solchen Aktion leuchtet mir auch heute noch nicht ein! – musste ich mir dann Alternativen überlegen. Recht mit Spezialisierung auf Tierschutzfragen wurde favorisiert, aber erste Schnupperlektionen haben mir schnell gezeigt, dass das wohl auch nicht so mein Ding wäre. So bin ich bei Sprachwissenschaften (Sozio-/Psycholinguistik) und Kunstgeschichte gelandet, was sich im Nachhinein als segensreich erwiesen hat, denn Kommunikation in all ihren Facetten und mit all ihren Untersuchungsmethoden hat mich nun schliesslich wieder zu den Anfängen, sprich zum Hund zurückgeführt…

Dann kam Netti, eine Labradormischlingshündin, aus dem Tierspital, zu uns. Sie war einem Hundehändler weggenommen worden und muss, anhand der Bilder, die man uns gezeigt hat, ganz Schreckliches Nettidurchlebt haben. Den Namen hatte sie vom Klinikpersonal bekommen, eben, weil sie so eine Nette war. Den behielt sie dann auch. Ihre Nettigkeit beschränkte sich allerdings erstmal auf meine Mutter und mich und einige wenige Hunde. Das bedeutete sehr viel Arbeit für sie und uns, drinnen wie draussen; aber gemeinsam haben wir es geschafft: Netti wurde zu einer wunderbaren und witzigen Begleiterin und blieb auch Beschützerin, in guten Bahnen, bis zum Schluss. Als wir sie mit siebzehn Jahren gehen lassen mussten, hatten wir sehr viel von unserer „Nümü“ gelernt und ihre Liebe und Weisheit bleiben mir für immer unvergessen…

Inzwischen lebte ich längst nicht mehr zuhause und da meine Mutter langsam älter wurde, versuchte ich sie von den Vorzügen eines kleineren Hundes zu überzeugen. MaschaDas fiel nicht leicht, denn sie war nun mal an grosse Hunde gewöhnt. Was soll ich sagen: Da kam Mascha, wurde gesehen und siegte… Sie war ungefähr ein halbes Jahr alt, als sie bei einem Tierheim über den Zaun geworfen wurde.  Mascha sah aus wie ein Füchslein und war ihrem Alter entsprechend noch zu allen „Schandtaten“ bereit. Eine echte Herausforderung für meine Mutter, die sie aber mit Bravour gemeistert hat. Heute weiss ich wieder aus eigener Erfahrung, dass Welpies und pubertierende Junghunde einem so einiges abverlangen;-) – wunderbare Sache, aber man muss sich voll und ganz darauf einlassen. Mascha wurde die treue Begleiterin meiner Mutter und musste schliesslich im hohen Alter von achtzehn Jahren von ihren Leiden erlöst werden. Die letzten zwei Jahre kam eine fortschreitende Demenz hinzu, die meine ebenfalls kranke Mutter und auch uns sehr forderte. Meine Mutter hat Maschas Tod leider nicht sehr lange überlebt. Ihre Hunde waren ihr Leben…

BabyAls Mascha bereits zwölf Jahre alt war, kam auch ich endlich wieder zu einem eigenen Hund. Infolge Selbständigkeit in der Kommunikations- und Sozialforschung und dank der betreuenden Unterstützung meines Mannes waren meine Lebensumstände so, dass ich einem Tier optimale Bedingungen bieten konnte und nicht Gefahr lief, wegen eines allfälligen Stellenwechsels, plötzlich eine Fremdplazierung vornehmen zu müssen. Meine Idee war ein eher kleiner Hund, den ich auch auf Besprechungen und ähnlichem hätte problemlos mitnehmen können… Nun, es kam anders: Mein Mann suchte sich gleich das grösste Kaliber aus dem Tierheim aus – Rocky, „the italian stallion“. Ein Bernhardiner-Schweizer-Sennen-Mischling; ein Jahr alt, drei Halterwechsel auf dem Buckel, entsprechend unsicher, aber gleichwohl voller Power – an der Leine! Rocky, genannt Roccolino, wurde zum treuen Begleiter auf all meinen Wegen – ob bei der Gartenarbeit, beim Bügeln, beim Christbaum schmücken, beim Vorräte aus dem Keller holen, beim Arbeiten am PC, bei Kundenbesuchen, bei der Kinderbetreuung, beim Streichen der Fassade, beim Wandern, beim Besuch der berühmten Palladio-Villen im Veneto, bei… – Roccolino war dabei, war der Star und der wunderbarste, witzigste Hund der Welt – nachdem wir uns punkto Leinenführigkeit und Rüdenbegegnungen „zusammengerauft“, sprich einen akzeptablen Verhaltensmodus gefunden hatten. Roccolino war so cool, dass selbst Polizeihunde noch so einiges von ihm lernen konnten. Sein viel zu früher Tod, mit achteinhalb Jahren, hat mich im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn geworfen…

Fast ein Jahr musste verstreichen, bis ich wieder auf den Internetseiten der Tierheime gelandet bin. Dass es keinen zweiten Rocky gab, war sonnenklar, aber einemCarlotta anderen Hund aus schlechten Verhältnissen, ein liebevolles Zuhause zu geben, das traute ich mir mittlerweile zu. Eine Welpe wäre noch nett, dachten wir uns und gingen im Tierheim vorbei, aber da waren so viele liebe erwachsene Hunde, dass wir uns sagten, die finden viel weniger schnell ein Zuhause als die Kleinen (stimmt natürlich auch nicht immer). So kamen wir zu unserer Maremmana abbruzzese, Carlotta. Der Grund für diesen Entscheid war einfach: Wir verbrachten unsere Ferien zusammen mit Roccolino jeweils in der Maremma bei Freunden, die mehrere Maremmani hielten als Wachhunde. Eine davon – Elly – wurde Roccolinos ganz grosse Liebe und immer wenn wir dort waren, blieben die beiden unzertrennlich. So wurde Carlotta für uns zu einem Symbol für diese Freundschaft. Sie zog bei uns ein: eine liebe, aber sehr, sehr ängstliche Hündin. Das volle Ausmass dieser Ängstlichkeit kannten wir zu Beginn noch nicht. Wir wussten damals auch noch nicht, was die Kombination von schweren Deprivationsschäden und Herdenschutzgenen im Alltag so bedeuten würde… Heute, einige Jahre später, haben wir eine wunderbare, mittlerweile siebzehnjährige Hündin, die sich Tag für Tag mehr anschliesst, ja, sich sogar „erfrecht“ Schubladen und Türen zu öffnen, auffordernd vor einem steht, um Schabernack zu treiben und wir lassen sie gewähren, denn die Freude, die ihre Augen in solchen Momenten ausstrahlen, möchten wir um nichts in der Welt mehr missen! Carlottas Glück ist nun vollkommen: Sie wacht seit Juni 2019 in den Himmeln über uns – Danke von Herzen für alles, was Du uns gegeben hast, geliebte Zuccaa!!!

Kurz vor Weihnachten kam erneut ein Hund zu uns ins Haus: Gucci! Zwar etwas kleiner und jünger als geplant, aber da sofort klar gewesen ist, von wem sie geschickt worden war;-) ist sie bei uns eingezogen, die kleine weisse Strassenhündin aus dem Osten..

Wenn Sie lesenderweise bis hierhin gelangt sind, so kennen Sie mich und meine Einstellung zu Tieren eigentlich schon recht gut und werden verstehen, warum diese Rubrik nicht mit „Über mich“, sondern eben mit „Über uns“ betitelt ist: Unsere eigenen Hunde wie auch meine Pflege- und Patenhunde waren und sind meine besten und liebsten Lehrmeister! Nebst vielen anderen Hunden, PeperitaNagern und Vögeln haben mich sehr lange Zeit auch Pferde begleitet. Die Wochenenden auf den Weiden und in den Stallungen des Klosters Einsiedeln haben gleichfalls geprägt und mich gelehrt, dass durch einen einfühlsamen Zugang so vieles möglich ist, gerade in Bezug auf „Ängstlichkeit“ und „Aggression“. Durch mein Engagement für Tierheimhunde durfte und darf ich viele, ganz wunderbare Tiere kennen lernen und sie alle zeigen mir immer wieder, wie einfach es doch ist, sehr rasch eine gute, gemeinsame Basis zu finden, wenn man nur bereit ist, sich freudvoll die Zeit zu nehmen und in einem Tier zu lesen. Alles andere kommt dann schon fast von allein.